Ausgestorben geglaubte Seepferdchen nahe Norderney entdeckt

In den letzten Jahren werden immer wieder vereinzelte Seepferdchen in der Nordsee entdeckt. Verantwortlich dafür könnte der Klimawandel sein.

Pferdeähnlicher Kopf, markanter Rüssel, langer Schwanz. Seepferdchen sind faszinierende Tiere und es macht einfach Spaß, die kleinen Fische zu beobachten, die an Drachen oder Pferde im Miniaturformat erinnern. In der Nordsee galt das Seepferdchen jedoch lange Zeit als ausgestorben. In den letzten Jahren werden aber immer wieder vereinzelte Seepferdchen in der Nordsee entdeckt. Verantwortlich dafür könnte der Klimawandel sein.

Inhaltsverzeichnis
Forschern gingen zwei lebendige Seepferdchen nördlich von Norderney ins Netz | Sind die Funde ein Beweis für die Rückkehr der Seepferdchen? | Einige Informationen über die in der Nordsee gefundenen Seepferdchen

Ob die Funde ein Beweis für die Rückkehr des Seepferdchens in die Nordsee sind, ist allerdings noch strittig.



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Forschern gingen zwei lebendige Seepferdchen nördlich von Norderney ins Netz

Nachdem es in den letzten Jahren immer wieder vereinzelte Funde gab, konnten vor kurzem auch Biologen des Thünen-Instituts für Seefischerei in Bremerhaven zwei lebendige Seepferdchen aus dem Meer fischen. Es handelte sich dabei um einen Zufallsfund. Eigentlich ging es den Forschern bei ihren Untersuchungen darum – wie jedes Jahr – den Bestand an jungen Schollen und Seezungen in der Nordsee zu zählen. Nach einer kurzen Untersuchung, bei der festgestellt wurde, dass es sich um Tiere der Art Hippocampus ramulosus handelte, wurden die rund 9 Zentimeter großen braunen Seepferdchen wieder zurück ins Meer entlassen.

Mediale Aufmerksamkeit erregte zuvor ein Junge aus Borkum, dem im Herbst 2020 beim Keschen im Hafen ein Seepferdchen ins Netz ging. Es handelte sich dabei um den ersten Lebendfang auf Borkum seit 50 Jahren, wie das Nordsee Aquarium Borkum berichtete. Dort lebt der Zufallsfund nun zusammen mit einem Seepferdchen, das Fischer zwei Wochen später in ihren Netzen fanden. Auch im Zoo am Meer in Bremerhaven können Exemplare der possierlichen Tiere bestaunt werden.

Sind die Funde ein Beweis für die Rückkehr der Seepferdchen?

Lange Zeit galten Seepferdchen in der Nordsee als ausgestorben.
Lange Zeit galten Seepferdchen in der Nordsee als ausgestorben.

Nachdem ein Pilz in den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts die Seegraswiesen in der Nordsee zerstörte, verschwanden damit auch die Seepferdchen. Nach jahrzehntelanger Durststrecke wurde erst 1999 wieder ein Seepferdchen gefunden. Weitere Funde folgten 2003 und 2007. Es scheint, als hätte es 2007 eine Einwanderungswelle gegeben. Denn seitdem werden wieder häufiger Seepferdchenfunde gemeldet.

Ob diese Funde ein wirklicher Beweis für die Rückkehr der Seepferdchen in die Nordsee sind und ob man künftig auch gute Chancen haben wird, im Urlaub auf Norderney auf Seepferdchen zu treffen, ist indes noch strittig. Unklar ist außerdem, wo die Tiere genau leben und warum sie in die Nordsee zurückgekehrt sind. Große Seegraswiesen oder Algenwälder gibt es in der Nordsee bis heute nicht.

Verantwortlich für die Rückkehr der Seepferdchen könnte der Klimawandel sein. Früher erforen viele Arten während der Eiswinter im Wattenmeer. Durch den Klimawandel wird die Nordsee jedoch zunehmend wärmer, wodurch viele Arten aus dem Süden zuwandern und sich auch in der Nordsee halten können.

Einige Informationen über die in der Nordsee gefundenen Seepferdchen

Seepferdchen sind Fische, die zu den Knochenfischen gehören. In der Nordsee sind zwei unterschiedliche Arten dokumentiert, das langschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus guttulatus) und das kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus). Wie der Name schon vermuten lässt, unterscheiden sich die beiden Arten in der Länge der Schnauze. Die Fische leben im seichten Meereswasser in Seegraswiesen und in Flüssen in einer Tiefe von bis zu 77 Metern. Unter anderem wurden 2007 Seepferdchenkolonien in der Themse bei London und Southend-on-Sea gefunden.

Das langschnäuzige Seepferdchen wird etwa 15 Zentimeter lang (max. 21,5 cm), wobei die lange Schnauze ein Drittel der Kopflänge ausmacht. Die grünlich gelb bis rötlich braun mit bläulich weißen Flecken gefärbten Tiere leben in den Seegraswiesen und dem Tangwald im nordöstlichen Atlantischen Ozean und im Mittelmeer. Sie ernähren sich von kleinen Krebstieren, Larven und Fischeiern.

Das kurzschnäuzige Seepferdchen wird bis zu 15 Zentimeter lang, wobei die Schnauze weniger als ein Drittel der Kopflänge ausmacht. Die Tiere kommen im nordöstlichen Atlantik von der Nordsee bis zur nördlichen Küste Schottlands über die Azoren, den Senegal, die Kanaren, Madeira und das Mittelmeer vor.